Vereins-Chronik
I m Jahre 1964 wurde vom Grünflächenamt der Stadt Köln ein großes Gelände Brachland am „Alter Deutzer Postweg" zwischen Vingst und Ostheim, als Kleingartengelände ausgewiesen.


D urch die rege Bautätigkeit nach dem zweiten Weltkriege waren viele alte Kleingartenan­lagen verloren gegangen.


D ie Stadt Köln war nach dem Gesetz verpflichtet, für Ersatzgelände zu sorgen. So rückten Bagger und Räumfahrzeuge an und bahnten Wege und legten Wasserleitungen durch ein wüstes Gelände.


D as ganze Areal wurde mit einem Maschendrahtzaun umgeben und in 205 Parzellen von 300 bis 400 qm eingeteilt.
1965 war das Gelände dann für die ersten Kleingärtner „bezugsfertig".


J ede Parzelle war mit 50 cm hohen Holzpfählen eingeteilt und mit einem glatten Draht umspannt.
Ein Holztörchen von 1 m Höhe sollte der Eingang sein.


A lle 50 Meter stand ein Zapfrohr der Wasserleitung über einem Zementbecken. Hüfthoch standen Brennnesseln, Disteln und alles mögliche Gesträuch dort, wo einmal ein Garten werden sollte.


E ingewiesen vom Kreisverband der Kleingärtner in Köln und bewaffnet mit Schaufeln, Hacken, Sicheln, Sensen und Schubkarren begann nun die Jagd auf die best gelegenen Parzellen.


D ie Arbeit an einem kleinen Stückchen Erde hatte begonnen. Als erstes musste ein Betonfundament nach vorgegebenen Maßen errichtet werden, auf welchem später aus Fertig­teilen im ganzen Gelände einheitliche Lauben gebaut werden sollten. Eigene Laubenentwürfe oder gar Steinbauten waren nicht erlaubt.


D iese Lauben gab es aber nicht kostenlos, sondern sie mussten von den Gartenpächtern zu einem Preis von 2.200 DM erworben werden. Hinzu kamen noch die Kosten für das Fundament, so dass die Lauben im Rohbau zwischen 2.500 DM bis 3.000 DM kosteten.


T rotzdem glich das ganze Gartengelände bald einem Ameisenhaufen. Sand, Kies, Zement und Schalholz mussten herangeschafft werden. Einige beschafften sich eine kleine Betonmisch­maschine. Doch die meisten Fundamente wurden in mühevoller Handarbeit erstellt.


D a die Lieferfirma mit der Laubenfertigung nicht nachkam, waren die ersten Streitigkeiten schon vorprogrammiert, denn jeder wollte als erster ein Dach über seinem Kopfe haben.


S o war die erste Zeit erfüllt von rastloser Arbeit und viel Hader und Streit; denn es war niemand da, an den man sich hätte wenden können und der Kreisverband war fern!


E s muss aber auch zur Ehrenrettung dieser ersten Pioniere gesagt werden, dass es viele Beispiele von tätiger Freundschaft und Hilfsbereitschaft gegeben hat für diejenigen, die durch die schwere körperliche Arbeit überfordert waren.


M ittlerweile war die Zahl der Neupächter stark angewachsen und auch die weißen Garten­lauben wuchsen wie Pilze aus der Erde.


D er Kreis war so groß geworden, dass er vom Kreis­verband nicht mehr ferngesteuert werden konnte.
Es musste also ein Verein gegründet werden, der die gemeinsamen Interessen selber in die Hand nehmen konnte.
Am 30. Oktober 1966 wurde durch den Kreisverband der Kleingärtner Köln zur ersten Pächterversammlung im Saale der Industrie- und Handelskammer zu Köln eingeladen. Die 94 erschienen Gartenpächter wählten dort einstimmig folgenden Vorstand:


1. Vorsitzender:               Herr Jakob Roesseler            Köln-Vingst
2. Vorsitzender:               Herr Jakob Müller                Köln-Buchforst
1. Kassierer:                    Herr Hans Klein                     Köln-Vingst
2. Kassierer:                    Herr Karl Mogel                    Köln-Kalk
1. Schriftführer:              Herr Walter Fassbender       Köln-Mülheim
2. Schriftführer:              Herr Horst Genscher             Köln


Als Beisitzer wurden gewählt die Herren Schul, Busch, Ufermann und Burbach.
Zu Kassenrevisoren wurden gewählt die Herren Meyer, Kowitz und Dannewald.


D ieser erste Vorstand hatte eine schwere Aufgabe übernommen. Eine große Anzahl von Indi­vidualisten sollte zu einem Verein von Gartenfreunden und zu einer Gemeinschaft geformt werden.


O b diese Aufgabe gelöst wurde, wird sich in der Folge zeigen. Der Kreis­verband führte die Geschäfte noch weiter bis zum Jahresabschluss 1966 und übergab dann alle schrift­lichen Unterlagen an den neu gewählten Vorstand.


W ohin aber mit den Sachen? Ein Gartenheim war noch nicht vorhanden und es war Winter 1966/1967. So wurden die Privatwohnungen der Vorstandsmitglieder als Vereinsbüro genutzt und die notwenigen Vorstandssitzungen wurden ebenfalls dort oder in Gastsstätten abge­halten.


D er Verein aber wuchs und wuchs und bis Ende 1966 waren bis auf wenige Parzellen fast alle Gärten besetzt. Die Natur aber ließ sich auch durch diese organisatorischen Schwierigkeiten nicht aufhalten. Schon im Herbst 1965 wurden die ersten Erdbeeren und Tomaten geerntet, Obstbäume und Ziergehölze wurden gepflanzt und die ersten Rasenflächen leuchteten in frischem Grün.


W ir waren aber niemals alleine in unseren Gärten, denn ganze Heerscharen von Kaninchen waren unsere ständigen Gäste. Sie säten zwar nicht, wollten aber fleißig mit uns ernten. Junge Salat- und Gemüsepflanzen waren ihr Leibgericht und als Dessert bevorzugten sie Nelken, Astern und Stiefmütterchen.


I m Winter schälten sie auch junge Obstbäume und Sträucher blank. So musste sich jeder einzelne Gartenfreund bemühen, seinen Garten kaninchensicher einzu­zäunen und dem Vorstand oblag neben seiner organisatorischen Arbeit noch die Aufgabe, den kilometerlangen Außenzaun mit einem Betonsockel zu versehen und mit engmaschigem Draht zu umgeben.


S o wurde zwar im Laufe der Jahre der Kaninchenplage Einhalt geboten, doch ganz sind wir unsere kleinen Freunde bis heute noch nicht losgeworden. So sehr jeder Kleingärtner heute oft den Regen herbeisehnt, so hat er ihn damals oft verflucht.


D as Gelände war noch kahl und ohne Bewuchs. Der Regen konnte noch nicht einsickern und suchte sich seinen Weg zu den tiefsten Stellen. Dort standen dann bei starkem Regen manchen Gärten tagelang unter Wasser.


F ür die Betroffenen war dadurch oft die Arbeit vieler Wochen vergebens gewesen. Durch die intensive Bearbeitung aller Gärten und durch die Anlage von Sickergruben ist dies heute nicht mehr möglich.


E s würde den Rahmen dieses Rückblickes sprengen, wollte der Chronist in der Folge die Namen aller Vorstandsmitglieder der letzten 25 Jahre nennen. Es sollte darum genügen, nur die 1. und 2. Vorsitzenden sowie den Kassierer zu erwähnen. Auch sollten nur die Ereignisse hervorgehoben werden, die für den Verein von ausschlaggebender Bedeutung gewesen sind.


D er Vorstand hatte ein gerüttelt Maß an Arbeit zu bewältigen, so die Weiterführung der Ver­eins­kartei, Ausfertigung der Pachtbücher und Einziehen des Pachtgeldes. Außerdem musste die Arbeit am Außenzaun organisiert werden.  


D as größte Problem aber war die Wasserversorgung. Da die einzelnen Gärten keinen Wasser­anschluss hatten, musste das Wasser an den wenigen Zapfstellen geholt werden, denn das Brachland brauchte viel Wasser.


W ie von Geisterhand wuchsen bald an den ¾"-Rohren sechs bis sieben Wasserhähne. Wenn dann alle gleichzeitig sprengen wollten, bekam jeder nur wenige Tropfen. Es gab auch keine Kontrolle über den Wasserverbrauch, da alles nur über eine zentrale Wasseruhr lief.  


D afür war aber der Verein bzw. der Vorstand dem Wasserwerk gegenüber verantwortlich. Ein un­halt­barer Zustand also. Man ging daran, in jeden Garten Wasserleitungen zu verlegen mit einer separaten Wasseruhr. Das war eine langwierige und aufwendige Arbeit.


D a war es - neben vielen anderen - beson­ders der Gartenfreund Helmut Schul, der sich für diese Arbeiten sehr aktiv einsetzt. Leider ist der Gartenfreund Schul allzu früh verstorben.